Theorie

Laut Studien sehen verschiedene Menschen Farben anders. Ein bestimmter Rot-Ton ist für den einen intensiver als für den anderen und so weiter. Insofern lässt sich natürlich endlos über die korrekte Farbe streiten. Bei Schwarz und Weiß müsste man allerdings kreativ werden mit dem Streiten. Auch am PC ist das klar definiert: Im RGB Farbraum hat schwarz den Wert 0, weiß den Wert 255.

Was wir als Schwarz und Weiß empfinden, hat trotzdem noch Restfarbe, so wie die Pupille und die Wangenpartie.

Damit die Farben möglichst echt wiedergegeben werden, gibt es die Kameraeinstellung  „Weißabgleich“. Bei korrekt eingestelltem Weiß­abgleich sieht also ein weißes Blatt Papier weiß aus und der schwarze Audi sieht auch schwarz aus und nicht dunkelblau.

Woher kommt das Licht?

Die Antwort ist wichtig für den Weißabgleich, denn jede Lichtquelle hat eine Farbtemperatur (Einheit Kelvin).

Das Sonnenlicht nehmen wir als natürliches Weiß wahr, obwohl es eigentlich innerhalb unserer Erdatmosphäre leicht gelblich ist.
Seltsamer empfinden wir es in einer U-Bahn-Station: Leuchtstoffröhren verstreuen ein grünliches Licht.
Wenn du des Nachts in Deutschland unterwegs bist, fällt dir vielleicht auf: Natriumdampflampen sorgen für sehr dominante gelb und orangene Farbtöne auf den Straßen. Die werden zwar zunehmend durch LEDs ersetzt, aber die machen das ganze nur noch komplizierter …

Adaption durch unser Auge

Trotz verschiedener Farbtemperaturen ist unser Auge ziemlich cool!
Wenn du in der prallen Sonne ein Buch liest, dann sind die Seiten weiß. Gehst du gleich darauf rein und liest dein Buch bei Kerzenlicht weiter, dann sehen die Seiten gelblich aus.
Aber nur für wenige Minuten, das Auge stellt sich ziemlich schnell um und die Seiten sehen nach kurzer Zeit auch wieder weiß aus. Vielleicht nicht Blütenweiß, aber so ziemlich. Unserem Gehirn reicht das völlig aus, um zu sagen: “Jo, die Seite aus dem Buch hier ist weiß.” Niemand würde sagen “Hey, da ist etwas gelb mit drin!

Deine Kamera tut das allerdings.

Den richtigen Weißabgleich finden

In vielen Situationen reicht es die Kamera auf AWB (Auto-Weißabgleich) eingestellt zu lassen.

In manchen Situationen kann die Kamera damit überfordert sein. Deshalb gibt es Presets, die laut Hersteller zur vorherrschenden Lichtsituation passen müssten: Tageslicht, Schatten, Bewölkt, Glühlampe, Leuchtstoffröhre und Blitz.

Presets sind außerdem nützlich, um Akku zu sparen: Mit AWB wird ja jedes mal bei Auslösung geprüft, welcher der korrekte Wert für den Weißabgleich sein könnte. Das ersparst du der Kamera mit einem Preset. Empfehle ich trotzdem nur, wenn sich die Lichtsituation nicht ständig ändern wird.

Es gibt die Möglichkeit, die Farbtemperatur in Kelvin (K) manuell einzustellen. In dem Fall richtet man die Kamera auf den Punkt, den man als weiß ansieht, löst aus und daraus wird dann der korrekte Weißabgleich berechnet. Die manuellen Einstellungsmöglichkeiten sind logischerweise nur etwas für Motive, bei denen dir nichts davonrennt.

Flexibel bleiben: In RAW fotografieren

Die ganze Sache mit dem richtigen Weißabgleich hat sich mehr oder weniger erledigt, wenn du in RAW-Dateiformat fotografierst.

Im Nachhinein lässt sich im RAW-Konverter aus einer einzigen Aufnahme der passende Weißabgleich für das Bild festlegen. Dabei bedeuten niedrigere Werte kalte und höhere Werte warme Töne:

Kreative Lösungen

Klar sind farbechte Bilder erstrebenswert. In manchen Situationen gewinnt das Bild aber klar, wenn die Farben entweder in die kältere oder wärmere Richtung tendieren. Den Weißabgleich solltest du als Gestaltungsmittel sehen.

Von Natur aus monochrome Bilder kannst du mit dem Weißabgleich gut wärmer oder kälter wirken lassen.
Oben Links ist der korrekte Weißabgleich. Trotzdem sind die anderen Varianten vielleicht interessanter.

Übrigens: Wenn die Bilder schon von Natur aus monochrome bzw. wenig intensive Farben haben, dann probier es doch mal mit Schwarzweiß aus!

Weißabgleich mixen

Manchmal ist es sehr schwierig das Motiv so festzuhalten, wie du es in diesem Moment gesehen hast. Wenn die Farben nicht ganz stimmen, dann kannst du in der Nachbearbeitung mehrere Bilder mit verschiedenen Weißabgleichen zusammenzuführen. Mittels mehrerer Ebenen und Maskieren ist das kein Problem.

Weißableich mixen

Korrektur in der Nachbearbeitung

Weißabgleich liegt daneben? Motiv ist weg? In JPG und nicht in RAW fototgrafiert? Alles Moppelkotze? Es gibt Hoffnung!

Schnelle Lösung: Gleiche Farbe

Eine Lösung um Farbstiche in der Nachbearbeitung zu korrigieren ist der Befehl Gleiche Farbe, quasi die 1-Klick Variante:

Befehl Gleiche Farbe aus Photoshop

  1. Ebene auswählen, die zu korrigieren ist
  2. Bild Korrekturen
    Gleiche  Farbe

  3. setzen bei Ausgleichen – den Rest der Einstellungen kannst du belassen.

  4. Nach Klick auf OK sollte dein Bild keinen Farbstich mehr haben.

Wie immer mit den schnellen Lösungen: Es klappt nicht bei jedem Bild, weil der Gesamtdurchschnitt aller Pixel geprüft wird. Lokale Anpassungen sind nicht möglich.

Nondestruktive Lösungen

Die bessere Variante ist es, das Problem über die Tonwertkorrektur oder die Farbbalance-Einstellungsebene zu lösen, da du mit denen nicht in die Quelldaten eingreifst.

Garantiert korrekte Farbtöne

In der Werbefotografie ist es wichtig, dass die Farbtöne genau sind. Eine Lösung ist hier die Graukarte – ein handliches Schild, das auf einer Seite im neutralen Grau (18 % schwarz) bedruckt ist.

Das Schild hältst du in dein Motiv (oder lässt halten), dann kannst du den Weißabgleich mit der Kamera anpassen. Das Schild wird weggenommen und du kannst das Motiv jetzt korrekt ablichten. Zwar sind die Karten relativ günstig, aber für den alltäglichen Gebrauch als Knipser meistens unnötig. Selbst ausdrucken empfehle ich ausdrücklich (heh) nicht, es sei denn du besitzt einen kalibrierten Drucker. Eine etwas professionelle Variante der Graukarte ist der Spyder Cube.

Das Ganze nützt dir natürlich nur was, wenn auch dein Bildschirm zur Bildbearbeitung kalibriert ist. Dafür gibt es Farbmessgeräte/-kalibrierer zu kaufen. Für die absolute Profi-Packung brauchst du natürlich einen Monitor (z. B.: von Eizo) mit Lichtschutzblende, sowie genormte Lampen (meist unter dem Begriff “color proof” zu finden) im Zimmer.

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