Sicher kennst du das Problem, dass der Himmel auf dem Bild viel heller als die Landschaft ist. Er „brennt aus“ das heißt, dass wenig bis gar keine Zeichnung mehr zu sehen ist.

Je nachdem welche Messmethode an der Kamera eingestellt ist versucht die Kamera das Beste aus dem hohen Kontrastumfang herauszuholen. Das führt zu drei Ergebnissen:

  • Die Landschaft ist hell genug, dafür brennt der Himmel aus.
  • Die Landschaft ist zu dunkel, dafür ist der Himmel ist gut zu sehen
  • Der Himmel bisschen zu hell, die Landschaft bisschen zu dunkel.

Kurz gesagt: Die Technik schafft es nicht das Bild so aufzunehmen, wie du es siehst, weil der Kontrastumfang einfach zu hoch ist. Vor allem bei Gegenlicht.

Software Lösung: RAW Format

RAW ist ein Dateiformat von Digitalkameras, dass weit über das JPG-Format hinausgeht. Ein besonderer Vorteil des Formates ist, dass mehr Bildinformationen als bei JPGs gespeichert werden – unter anderem mehr Helligkeitswerte. Während bei JPG ausgebrannte Bereiche hoffnungslos verloren sind, kannst du sie in RAW meistens noch retten.

Dazu benötigst du die Software Camera Raw. Dort findest du den Verlaufsfilter, ganz oben in der Leiste. Dieser arbeitet identisch zum Hardware-Pendant: Ein Verlauf mit beliebiger Stärke kann digital über Bildbereiche gelegt werden.

Vorteile

  • Innerhalb des Filters kann ich alle Attribute wie Helligkeit, Weißabgleich, Kontrast, u. v. m. ändern.
  • Ausgewählte Bildbereiche kann ich, in Photoshop mit Ebenenmasken oder in Camera Raw mit dem Bereichspinsel, vom Verlauf ausschließen (z. B. Bäume, die in den Himmel hineinragen).

Nachteil

  • Ich bin auf das Ausgangsmaterial angewiesen – richtig ausgebrannte Bildbereiche kann ich auch in Camera Raw nicht mehr retten (z.  B. der Bereich um die Sonne).

Den Verlaufsfilter anwenden

Bild herunterladen Größe 15,9 mb, ARW

  1. Bild in Camera Raw öffnen.
  2. Grundeinstellungen im Bild vornehmen.
  3. Verlaufsfilter auswählen und mit Klicken-halten-ziehen über gewünschten Bildbereich ziehen.
  4. Einstellungen im Filter vornehmen. Diese wirken nur da, wo der Filter ist.

Parameter

Alle Parameter wirken sich nur innerhalb des Verlaufes aus, nicht auf den Rest des Bildes. Positive Werte verstärken den Effekt, Negative verringern ihn.

Farbtemperatur: Steuert den Weißabgleich.

Farbton: Farbverschiebung nach Grün oder Magenta, zusätzlich zum Weißabgleich.

Belichtung: Steuert die Helligkeit exponentiell.

Kontrast: Steuert die Kontraste zwischen den Farbtönen.

Lichter: Regelt die hellen Bildbereiche.

Tiefen: Regelt die dunklen Bildbereiche.

Weiß: Beschneidung der Lichter. Nach rechts ziehen, um helle Farbtöne weiter in Richtung Weiß zu schieben.

Schwarz: Beschneidung der Tiefen. Nach links ziehen, um dunkle Farbtöne weiter in Richtung Schwarz zu schieben.

Klarheit: Erhöht die Lokalkontraste.

Dunst entfernen: Sucht nach gleichmäßigen Flächen. Nach rechts ziehen, um Dunst zu entfernen. Nach links ziehen, um Nebel hinzuzufügen.

Dynamik: Stellt gering gesättigte Farben ein, ohne bereits stark gesättigte Farben zu übersteuern.

Sättigung: Stellt die Sättigung aller Farben gleichmäßig ein. Ganz nach links schieben für den Schwarz-weiß-Effekt. Hier empfehle ich aber andere Methoden, wie zum Beispiel die Schwarz-Weiß-Einstellungsebene in Photoshop.

Hardware Lösung: Grauverlaufsfilter

Grauverlaufsfilter mit Halterung

Falls du nicht digital mit Nachbearbeitung arbeiten möchtest, kannst du dir einen Grauverlaufsfilter (auch: GND-Filter für graduated neutral density filter) zusammen mit einem Filterhalter kaufen. Dort kannst du den Verlaufsfilter einlegen und bei Bedarf vertikal verschieben oder sogar drehen. Der Filter dunkelt die zu hellen Bereiche entsprechend ab. Die Filter gibt es in unterschiedlichen Stärken und Verlaufshärten zu kaufen, je nachdem wie groß der zu kompensierende Kontrast sein soll.

Diese Variante solltest du einsetzen wenn:

  • wenig bis gar keine digitale Nachbearbeitung machen willst
  • du genug Zeit mit dem Motiv hast, der Aufbau kann ein Weilchen dauern (Stativ ist ratsam)
  • du gleich vor Ort das Ergebnis sehen willst
  • Videos aufnimmst (bei denen kannst du in der Nachbearbeitung nur Basiskorrekturen machen)
  • RAW-Format für dich keine Option ist

Viel mehr kann ich dazu nicht sagen, da ich die Hardware-Lösung nicht benutze. Warum nicht? Es gibt keinen Grund für mich, da ich mit dem Verlaufsfilter aus Camera Raw fast immer zu genau dem Ergebnis kam, dass ich sehen wollte.
Ich sehe solche Filter mehr aus philosophischer Sicht: Bilder kommen „perfekt“ aus der Kamera, ganz ohne Nachbearbeitung. Ich würde das Verhalten unter Digital Detox verbuchen. Etwas grotesk, wenn man mit einer Digitalkamera fotografiert, aber wer bin ich zu richten …

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