Begriff

Als noch analog fotografiert wurde, wurde die Lichtempfindlichkeit des Filmpapiers gewählt (ASA). Empfindlicheres Papier war grobkörniger, daher rauschte es damals schon. Früher war also doch nicht alles besser, ich wusste es!

Das digitale Äquivalent ist die ISO, also das elektrische Signal des Sensors. Je empfindlicher der Sensor reagieren soll, desto mehr rauscht er.

Warum rauscht es eigentlich?

Jeder Kamerasensor hat eine Basis-Empfindlichkeit, basierend auf einem elektrischen Signal. Bei vielen Kameras ist das ISO 100. Mit der ISO steuerst du, wie stark der Sensor dieses elektrische Signal verstärken soll. Daraus folgen einzelne übersteuerte Pixel, die sich extrem von ihrer Umgebung abheben: Rauschen.

  • Wenn sie vom Farbton abweichen, nennt man das Farbrauschen.

  • Weichen sie von der Helligkeit ab, heißt das Luminanzrauschen.

  • Bei Langzeitbelichtungen, die mehrere Minuten dauern, kommt noch ein zweites Rauschen dazu. Der Kamerasensor wird durch die Eigenwärme Kamera beeinflusst und das Bild bekommt einen violetten Stich. Das nennt man Sensorglühen.

Lichtart

Identische ISO-Werte können unterschiedlich rauschen – entscheidend ist die Farbe der Lichtquelle. Das Licht der Sonne sendet zum Beispiel Farben zu gleichen Anteilen aus, bei Kunstlicht dagegen gibt es dominantere Farbanteile. Dadurch muss der Sensor etwas mehr arbeiten, um die gleichen Farbanteile zu bekommen – und das Bild rauscht etwas mehr.

Schon in der Originalaufnahme gibt es wegen der hohen ISO extreme Farbabweichungen und enormes Rauschen. Versucht man das Rauschen zu entfernen, fliegen gleich die ganzen Details mit raus:

„Okay, ein hoher ISO-Wert führt also zu Bildrauschen, Kontrastverlusten und verfälschter Farbwiedergabe in meinen Bildern. Warum in aller Welt sollte ich das denn wollen?!“
Eine sehr gute Frage!

Wenn …

  • zu wenig Umgebungslicht da ist oder
  • die Blende nicht weiter geöffnet werden kann oder soll (Gestaltung)
  • die Belichtungszeit so eingestellt bleiben soll (Gestaltung) und
  • und wenn Blitzen keine Option ist

Dann …

solltest du die ISO hochschrauben. Ein ver­rauschtes Bild ist immer noch brauchbarer als ein verwackeltes!

Was kann ich gegen das Rauschen tun?

Ich empfehle dir in dieser Reihenfolge zu priorisieren:

1. Belichtungszeit verlängern

Je länger du belichtest, desto weiter kann die ISO runter.

Sollte längeres belichten nicht möglich sein, da sonst das Motiv nicht scharf abgebildet wird (bewegte Motive) oder du ein Stativ benötigen würdest, dann kannst du noch die Blende weit öffnen.

2. Blende öffnen

Kleinere Blendenzahl entspricht einer großen Öffnung der Blende, es kommt mehr Licht auf den Sensor und die ISO kann runter.

Wenn die Blende schon maximal offen ist oder du aus gestalterischen Gründen die Blende nicht öffnen willst, dann hilft nur noch ISO rauf.

3. Die richtige ISO finden

Hier kommen Belichtungszeit und Blende zusammen. Ich fotografiere oft im M-Modus der Kamera, dort kann ich beides festlegen. Die ISO stelle ich auf ISO-Auto, damit die Kamera mir die Berechnung der korrekten ISO abnimmt.

Zusätzlich habe ich bei mir für die ISO-Automatik eine maximale ISO festgelegt. Ich weiß: Alles, was nach ISO 6400 kommt ist für mich nicht mehr zu gebrauchen, daher ist dort mein Limit. Die Kamera löst dann gar nicht erst aus. An diesem Punkt kann ich wieder wählen ob ich die Blende nicht doch noch weiter öffnen könnte oder ob die Belichtungszeit länger werden muss.

Im schlimmsten Fall ist ein Bild einfach nicht möglich, aber oft ergeben sich dann andere Möglichkeiten. Du kannst zum Beispiel die Kamera auf eine ebene Fläche legen und dann die Belichtungszeit verlängern, in der Hoffnung, dass das Bild nicht verwackelt aussieht. Damit dein Bild nicht verwackelt ist, nimm den 1/Brennweite Richtwert für die Belichtungszeit.

Einen großen Einfluss hat hier dein Objektiv, bzw. die maximal verfügbare Blendenöffnung. Je größer diese ist, desto mehr Licht kann rein, desto geringer muss deine ISO sein. Gute Objektive zahlen sich also aus!

Die ISO immer so niedrig wie möglich halten, aber so hoch wie nötig.

4. Entrauschen in der Nachbearbeitung

Im RAW-Konverter oder Bildbearbeitungsprogramm kannst du das Rauschen grundsätzlich verringern, aber jede Art von Rauschentfernung geht auf Kosten von Details, da du an der Stelle ja Pixel glättest. Luminanzrauschen lässt sich schwerer entfernen als Farbrauschen, weil dadurch die Kontraste an den Kanten verloren gehen. Das Bild wird unschärfer, wie du im Slider weiter oben schon gesehen hast.

  • wenn du in RAW fotografiert hast, kannst du im RAW-Konverter entrauschen
  • in Photoshop am besten per Filter Rauschfilter Rauschen reduzieren
  • die besten Ergebnisse liefert für mich Topaz Denoise AI

Entrauschen mit der Kamera

Wenn du zu den mutigen Menschen gehörst, die nicht in RAW, sondern in JPG fotografieren, dann kann die Kamera das Bild direkt, nachdem es geknipst wurde entrauschen. Dabei bist du der Software deiner Kamera völlig ausgeliefert, es gibt dann keine Möglichkeit mehr das Rückgängig zu machen.

Bei Sony gibt es die Möglichkeit wäre die Multiframe Rauschreduzierung. Dabei schießt die Kamera mehrere Bilder mit hoher ISO hintereinander und rechnet danach das Rauschen auf der Grundlage der Bilder wieder raus. Daraus entsteht dann ein Bild, was theoretisch gut entrauscht sein sollte. Aber auch hier bist du der Kamera wieder ausgeliefert.

Was, wenn ich genug Geld auf das Problem werfe?

Kameras in höheren Preisklassen haben ein besseres Rauschverhalten. Boah, war das gerade eine Pauschalisierung? Ja. Das hängt vom verbauten Bildsensor ab. Größere Sensoren neigen weniger zum Rauschen, sind aber teurer in der Herstellung.

„Moment mal: Kann nicht auch ein super Bildsensor in einer günstigen Kamera verbaut sein?“ Ja, aber unwahrscheinlich. Für den Kamerakauf sollte das sowieso nicht das Kriterium sein, an dem du alles festmachst.

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