Unscharfe Bilder
Warum etwas in deinem Bild unscharf ist, kann jede Menge Gründe haben. Manchmal sogar mehrere gleichzeitig:
Verwackler
- Belichtungszeit zu lang – Das Motiv oder deine Kamera bewegt sich zu schnell, als dass dabei noch ein scharfes Bild herauskommen könnte. Verkleiner das Zeitfenster (=Belichtungszeit verringern).
- Nicht genug Helligkeit – Die Umgebung ist zu Dunkel oder du stößt an die Grenze des Möglichen, um ohne Verwackler aus der Hand zu fotografieren. Benutze ein Stativ.
- Beim Auslösen gewackelt – (bei grenzwertigen Belichtungszeiten). Einfach noch mal aufnehmen oder ein Stativ verwenden (Alternativ: Selbstauslöser der Kamera einschalten). Wenn es jetzt immer noch verwackelt ist, dann hat der Untergrund gewackelt oder der Bildstabilisator ist noch eingeschaltet. Dieser kann bei einer Kamera in absoluter Ruhelage überreagieren und das Bild wieder unscharf machen.
Andere Ursachen
Falscher Fokus – Dein Autofokus lag daneben oder du hast manuell den Fokus auf die falsche Entfernung gestellt. Vielleicht denkst du auch nur, dass dein Autofokus (AF) aktiviert war, aber du hast aus Versehen den Schalter am Objektiv oder der Kamera auf manuellen Fokus (MF) verstellt? Da gibt es mehrere Möglichkeiten!
Zu wenig Kontrast - Wenn ein Pixel zum nächsten einen großen Helligkeitsunterschied hat, dann hat dieser Bereich hohen Kontrast. Setzt sich dieser Kontrast über eine Kante weiter fort, dann ist das Bild gefühlt scharf. Wenn das Motiv von Natur aus kaum Kontraste hat, kann es etwas matschig und unscharf aussehen.
Schärfebereich zu klein – Abhängig von der Größenrelation (und Kameramodell, Filmformat und noch so viel mehr) kann der Schärfebereich im Milli-/Zentimeterbereich liegen. Bei einem Porträt könnten die Augen scharf sein, Nase und Ohren hingegen wieder unscharf. Die Blende weiter schließen vergrößert den Schärfebereich. Falls du es ganz mathematisch willst, dann check das mal mit dem DoF Calculator (DoF = Depth of Field = Tiefenschärfe).
Nicht genug Pixel für das Motiv – Sagen wir, du möchtest einen kleinen Vogel, der in einem Baum sitzt, fotografieren. Da du vielleicht nicht genug Brennweite zur Verfügung hattest, nimmt der Vogel nur einen kleinen Bildbereich im ganzen Bild ein. Jetzt zoomst du am Computer weit in das Bild rein und wunderst dich, warum das Gefieder nicht knackscharf ist, obwohl der Vogel vielleicht nur 50x50 Pixel darin groß ist. Es gibt in diesem Bildbereich nicht genug Pixel um die komplexe Textur korrekt abzubilden – sie vermatscht.
Die Lösung wäre mehr Brennweite (zum ranzoomen), damit das Motiv „größer“ wird oder du musst halt näher ran. Natürlich hilft auch ein großer Bildsensor dabei, da es mehr Megapixel gibt, aber das ist bei weitem nicht so wichtig wie die ersten beiden Faktoren.Spiegelschlag – Unmittelbar bevor eine Spiegelreflexkamera auslöst, klappt der Spiegel (um das eingehende Licht auf den Sensor umzuleiten). Bei Grenzwertigen Belichtungszeiten ist der Spiegelschlag so stark, dass er die Kamera in Schwingung versetzt. Das Bild wird verwackelt sein. Lösung: Spiegelvorauslösung an der Kamera anschalten!
Fremdkörper – Starke Verschmutzung der Linse durch Dreck, Staub, Fingerabdrücke (Fett) trübt das Ergebnis. Einfach ein Putztuch nehmen und rubbel-die-Katz.
Mieses Objektiv – Dein Objektiv bildet nicht in jedem Brennweite-Bereich durchgängig mit der gleichen Schärfe ab. Meist ist die Bildqualität in den höheren Brennweiten („am langem Ende“) geringer, abhängig von der Vergütung des Glases. Hust, Kitobjektive, hust hust
Filter auf dem Objektiv – Billige Filter mit schlechten Glas können die Bildqualität stark runterziehen.
Durch Glasscheiben fotografiert – Die Brechung/Verschmutzung der Scheibe kann die Bildqualität extrem minimieren. Lass das lieber, es sei denn du musst das wirklich für die Bildgestaltung tun.
Front- oder Backfokus – Unwahrscheinlich aber nicht unmöglich. Dann ist aber jedes Bild, dass du mit dem Objektiv machst unscharf. Kann vom Hersteller nachjustiert werden.
Dezentrierung – Falls immer nur eine Bildseite unscharf und matschig wird, könnte das Objektiv dezentriert sein. Das kannst du aber testen. Eine gute Anleitung gibt’s auf Gletscherbruch.de. Auch hier kann der Hersteller nachjustieren.
Digitalzoom verwendet – Falls unbedingt nötig kannst du das auch am PC machen, niemals direkt an der Kamera. Es hat keinerlei Vorteile.
Am Computer zu tief in das Bild gezoomt – Du hast am 500% Prozent in das Bild gezoomt und willst jetzt die Bildschärfe beurteilen? Böser Fotograf. Kusch! Raus da!
Flaue Bilder
Fotografische Fehler
Falsche Tageszeit – Hast du zur Mittagszeit, wenn die Sonne hoch im Zenit steht fotografiert? Der Kontrastumfang der Kamera kann das meistens schwer kompensieren, wodurch der Himmel „ausbrennt“ (weiß aussieht) und das Bild ist ein Fall für die Tonne. Mehr zum Thema Gestalten mit Licht.
Atmosphärenzustand – In unserer Atmosphäre schweben eine Menge Partikel umher. Abhängig ist das von der Witterung und vom Wetter. Smog bringt so viel Dreck in die Luft, dass alles blasser erscheint. Dazu eine hohe Brennweite und das ganze wirkt richtig mies. Wobei gerade dann auch interessante Bilder entstehen können, je nach Motiv. Nicht vergessen: Viel Dreck in der Atmosphäre machen intensivere Sonnenuntergänge!
Motiv – Gibt es dein Motiv überhaupt her?
Technische Fehler
- Hohe Brennweite – Je höher die Brennweite, desto mehr stauchst du den Raum zusammen. Wie schon erwähnt kann je nach Atmosphärenzustand das Bild dadurch flauer werden. Mehr dazu im Artikel zur Brennweite.
- Überbelichtet – Hast du aus Versehen überbelichtet? Überprüfe deine EV-Einstellung an der Kamera.
- Objektivqualität – Natürlich hat die Qualität des Glases Einfluss auf das Bild, vor allem wieder „am langen Ende“ (bei hohen Brennweiten)
- RAW nicht entwickelt – Natürlich müssen RAWs noch entwickelt werden, damit sie brauchbar sind! Wenn du nicht in RAW fotografierst, entwickelt deine Kamera das JPG über ein paar interne Einstellungen. Du kannst vorher auch einstellen, welches Preset verwendet werden soll. Die fertigen Bilder sehen im Vergleich zu RAW dann erst mal viel besser aus.
- Falscher Farbraum – Sowohl deine Kamera als auch dein PC/Software sollten denselben Farbraum haben. Normalerweise wird sRGB verwendet, AdobeRGB bietet einen deutlich größeren Farbraum an, aber du benötigst dafür einen kalibrierten Monitor.
Sensordreck
Fremdkörper auf dem Kamerasensor sind eine ärgerliche Sache, vor allem weil du meist selbst dran schuld bist.
Die Erkennung ist einfach: Dunkle Flecken/Formen auf jedem Bild einer Serie. Wenn du dir nicht sicher bist, dann fotografier mal eine homogene Fläche (weiße Wand) mit dem höchsten Blendenwert, den du hast. Die Flecken sollten dann etwas deutlicher abgegrenzt sein und manchmal siehst du auch direkt, um was es sich handelt.
Was tun gegen Sensordreck?
Wegstempeln – Naja, als kurzfristige Lösung kannst du die Flecken in der Nachbearbeitung stempeln, aber das willst du doch nicht den Rest deines Lebens machen, oder? Dauerstempeln ist was für Bürokraten, es gibt so viel Sinnvolles zu tun. Pflanz einen Baum! Schmeiß’ am Sonntagmorgen den Laubsauger an. Irgendetwas findet sich.
Sensorreinigung – Die meisten Kameras verfügen über einen Reinigungsmodus. Dabei wird versucht durch kurze Vibrationen die Fremdkörper vom Sensor zu lösen. Die Kamera musst du dabei natürlich auf eine ebene Fläche stellen.
Manuelle Reinigung – Blasebalg, Pinsel, Klebestreifen sind so einige Techniken. Hier gibt’s eine Anleitung.
Merke: Mit dem Mund reinpusten ist keine Technik, sondern Selbstmord.Professionelle Reinigung – Falls du dir die Selbstreinigung nicht zutraust: Beim Service deines Vertrauens.
Sensordreck vermeiden
Dreck kommt theoretisch nur rein, wenn die Kamera offen ist, also beim Objektivwechsel. Klingt logisch? Ist auch so. Eine gute Technik ist es, die Kamera beim Wechseln nach unten zu halten. Das kannst du zu Hause auch ein paar mal üben, damit die Handgriffe sitzen. Während der Sturmflut auf einer Luftmatratze ist das nämlich gar nicht so einfach!
Achja, vielleicht suchst du dir auch einen guten Platz zum Objektivwechseln. Ideal wäre ein Reinraum, aber wir wollen mal nicht pingelig sein. Jedenfalls, wenn du mitten im Sandsturm stehst, dann fotografierst du gefälligst mit dem Objektiv, das du gerade drauf hast. Du wirst nicht wechseln. Böser Fotograf!
Schau niemals direkt von oben in die Kamera, wenn sie kein Objektiv hat. Ich weiß, es ist spannend, aber nach ein paar mal zwinkern liegt eine Wimper auf dem Sensor oder sonstige Krümel fallen dir aus dem Gesicht. Herrje – du hast ja weiter oben gesehen, wozu das führt. Mach nicht dieselben Fehler wie ich!
Wassertropfen auf der Linse
Okay, das klingt jetzt vielleicht offensichtlich: Wassertropfen auf der Linse können ein Problem sein. Neben Brechung hat man lustige Orbs auf dem Bild.
Gemeiner ist allerdings Nebel, da sich hier feinste Wasserpartikel auf der Linse absetzen und das Bild kontrastärmer machen, ohne das man es gleich merkt. Hier ein Extrembeispiel:
Staub und anderer Dreck
Eine dreckige Linse ist grundsätzlich kein arges Problem, denn vieles siehst du erst unter bestimmten Bedingungen.
Ob und wann du Dreck auf der Linse siehst, hängt ab von:
Wie stark ist die Verschmutzung? Ein einzelnes Staubpartikel wirst du kaum sehen, Fett macht die Bildkanten etwas weicher, Öl ist ein echtes Problem!
Wie großflächig ist die Verschmutzung?
Welcher Bildausschnitt ist betroffen? Wenn dort eine komplexe Struktur ist, fallen Staubkörner kaum auf.
Gibt es Gegenlicht? Bei Fett, o. ä. wird dann die Beeinträchtigung viel schlimmer und es kann zu Reflexionen/Brechung kommen.
Kratzer
Ähnlich wie bei Staub hängt es davon ab, wie die Umstände sind. Meist sieht man sie nicht, bei Gegenlicht wird ein kleiner, niedlicher Kratzer allerdings zum ausgewachsenen Problemkratzer.
Auf kurtmunger.com gibt es einen sehr interessanten (englischen) Artikel zu dem Thema dreckige Linse und die Auswirkungen auf das Bild. Spoiler: Weit weniger schlimm als erwartet!
Orbs
Es gibt tatsächlich Seiten im Internet, die behaupten Orbs wären Aliens oder andere paranormale Absonderlichkeiten aus der neunten Dimension, die bei uns zu Besuch sind. o_O
Erklärung
Die unspektakuläre Erklärung ist, dass du herumfliegenden Staub oder Wasserpartikel angeblitzt hast. Die Unschärfe kommt daher, dass nur die nahen Partikel abgebildet werden. Hat ja auch was von Bokeh, wenn man sich das Bild mal ohne Aluhut auf dem Kopf ansieht.
Lösungen
Kannst du das Bild wiederholen: Ohne Blitzdings fotografieren. Falls dir das wegen schlechten Licht nicht möglich sein sollte, dann mit Stativ fotografieren und eine lange Belichtungszeit einstellen.
Du kannst das Bild nicht wiederholen: Wegstempeln, bis der Arzt kommt oder das Bild Verschwörungstheoretikern mailen – die freuen sich! Alternativ dazu wären Orbs ja auch ein Gestaltungsmittel, vor allem im Fantasygenre …
Lensflares
Wenn du eine helle Lichtquelle im hast, kann diese sich mehrfach im Bild durch helle Flecken wiederholen. Diese Flecken haben verschiedene Formen und können auch unterschiedliche Farben haben.
Erklärung
Schuld ist die Reflexion der Lichtquelle in den Linsen des Objektives. Je mehr Linsen verbaut wurden, desto mehr wirst du davon sehen. Die unterschiedliche Farben der Flares kommen durch die Antireflexbeschichtungen der Linsen zustande. Die Form wird durch die Blende im Objektiv bestimmt.
Vermeiden von Lensflares
Eigentlich super-einfach: Nimm einen anderen Winkel zur Sonne/Lichtquelle ein. Viele Objektive haben Gegenlichtblenden zum Aufstecken (auch Streulichtblende genannt). Mit der Gegenlichtblende und richtigen Winkel zur Lichtquelle kommt kein Licht direkt in das Objektiv und das Thema Lensflares sollte erledigt sein. Oder du nutzt sie als Stilmittel in deinen Bildern!
Hotpixel / Hot Strips
Jeder Kamerasensor hat defekte Pixel, die bei der Herstellung aber schon ausmaskiert werden. Wenn du den Bildsensor an die Grenze bringst, siehst du trotzdem besonders helle oder farbige Pixel im Bild. Wenn der Pixel zu einer Bildseite ausläuft, dann hast du einen Hotstrip.
Erklärung
Durch die lange Belichtungszeit der Kamera wird der Sensor immer stärker belastet und wird zunehmen heißer. Das begünstigt Hotpixel. Wenn du mit einer extrem hohen ISO-Einstellung fotografierst, provozierst du das Problem. Hotpixel sind allerdings nur temporär.
Lösungen
- Per Software aus dem Bild entfernen, zum Beispiel mit Pixel Fixer. Adobe Bridge/Photoshop mappt die meisten Hotpixel automatisch aus.
- In der Nachbearbeitung heraus stempeln (empfehle ich nur, wenn eine handvoll Restpixel noch vorhanden sind)
Blooming
Du siehst seltsam magentafarbene Pixel auf deinem Bild, aber nur in der Nähe von hellen Bildbereichen? Dann hast du wahrscheinlich Blooming. Das ist kein Kameradefekt, sondern einfach eine… Limitation des Bildsensors – er ist von diesem extremen Kontrast überfordert.
Zum Glück betrifft das nur Kameras mit CCD-Sensoren. So gut wie jede digitale Spiegelreflexkamera hat heute einen CMOS-Sensor eingebaut, der dieses Problem nicht kennt.
Da sich das Problem eigentlich nur in hellen Bildbereichen bewegt, kann man das ganz leicht wegstempeln.
Helle Streifen im Bild
Hast du eine Langzeitbelichtung gemacht und kannst ausschließen, dass deine Bilddatei defekt ist oder dass es Hot Strips sind, dann könnten es auch einfach bewegte Objekte sein.
Analysiere, wo sich die „Störung“ befindet und von wo aus du fotografiert hast. Ist es möglich, dass ein Auto/Schiff/Flugzeug da langgekommen ist? Kein Problem – normalerweise sind die Störungen so klein, dass du sie in der Nachbearbeitung schnell wegstempeln kannst.
Defekte Bilddatei
Falls dein Bild so hier aussieht, habe ich schlechte Nachrichten für dich:
Möglicherweise ist diese Bilddatei für immer verloren.
Ursachen
Übertragungsfehler – Zwischen Kamera und PC könnte die Übertragung nicht richtig funktioniert haben (z. B. Übertragung während des Kopierens abgebrochen, Wackelkontakt im Kabel, defekter Kartenleser). Falls die Ursache hier liegt, dann reicht ein erneutes kopieren von der Karte auf den PC und alles wird gut.
Böser Bedienungsfehler – Hast du vielleicht deine Kamera während der Belichtung ausgeschalten? Dann wird der Schreibvorgang abrupt beendet und das kann dein Bild schreddern. (Ich habe selbst ca. 300 Bilder dadurch verloren. Seitdem hab ich Vertrauensprobleme …).
Speicherkarte defekt – Möglicherweise sind einige Speicherbereiche der Karte defekt. Nach einer Sicherungskopie würde ich die Karte auf dem PC in NTFS formatieren, danach wieder auf FAT32 (Kameras können (soweit ich weiß?) nur was mit FAT32 anfangen). Falls du dir von deiner Karte veralbert vorkommst und du ein sehr wichtiges Shooting hast, dann wirf sie weg. Glaub mir.
Kamera defekt – Wenn nur wenige Bilder einer ganzen Fotosession kaputt sind, dann ist ein Kameradefekt eher unwahrscheinlich. Wenn jedes Bild so aussieht, würde ich die Karte wechseln und ein paar Testbilder machen, um einen Kartendefekt auszuschließen. Falls die Karte nicht das Problem ist, dann bleibt wohl nur noch eine Kamera-Reparatur vom Fachmann.
Notlösung
Hast du in RAW fotografiert? Wenn die Glücksfee es gut mit dir meint, hast du eventuell noch eine letzte Chance: In jeder RAW Datei gibt es eine JPG Vorschau des Bildes. Wenn die noch ganz geblieben ist, dann kannst du die mit einem RAW Extractor (z. B. ERawP) herauskitzeln. Es ist dann zwar nur ein JPG mit geringerer Auflösung, aber besser als nichts!