Wenn du hier bist, willst du gute Bilder machen. Davon gehe ich aus. Die Frage ist weniger, ob du es kannst, sondern ob du dazu bereit bist zu investieren. Nicht Geld, sondern Zeit. Fangen wir von vorne an.
Wann machst du Fotos?
Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten:
Du bist unterwegs und willst nebenher einfach ein paar Fotos machen – Dann genieße den Moment und sei einfach unterwegs. Wenn du dabei Bilder machst, dann zur Dokumentation. Deine Ansprüche solltest du einfach runterschrauben. Sollte sich zufällig gutes Licht ergeben und ein Motiv, dann nimm’s mit!
Du nimmst dir die Zeit – Mehrere Stunden auf der Stelle auf besseres Licht warten? Wer macht denn sowas? Wer hat die Zeit und Geduld dafür? Fotografie kann ein Hobby sein. Wenn du das akzeptierst, dann kannst du auch guten Gewissens die Zeit investieren. Für alles andere gibt es: Nicht jetzt.
Nicht jetzt
Es gibt Momente, die sind einfach schön. Gerade dann verleiten Emotionen dazu ein Foto zu machen, weil „ich will ja diesen schönen Moment einfangen!“.
Hier hilft ein gedankliches „Nicht jetzt!“. Genieße den Moment.
Bei nüchterner Betrachtung sind die meisten Momente kein gutes Fotomotiv.
Vielleicht kennst du das aus Urlaubsbilder-Runden unter Freunden:
Sie erzählen begeistert davon und zeigen hunderte Fotos, die insgesamt eher so lala sind. Wenn du deine Freunde gut kennst und sie ihre Bilder aber mit interessanten Geschichten untermalen gefallen dir die Fotos vielleicht besser. Wenn du sie Karl aus der Bäckerei zeigen wirst, wird er nicht dasselbe empfinden.
Also wann, wenn nicht jetzt?
Wenn das Licht richtig ist!
Klar, steht ja schon im Titel. Aber mir ist wichtig, dass du verstehst: Es gibt nur zwei Möglichkeiten, wie du gutes Licht bekommst. Planen und warten oder absoluten Zufall. Zweiteres nehme ich gerne mit, aber ersteres ist mir lieber.
Was ist Gutes Licht?
Gut ist das Licht, wenn es das Motiv vorteilhaft hervorhebt und interessant ist. Bei Strukturen das schräger Lichteinfall, bei Gesichtern kann es zum Beispiel weiches Licht von schräg oben sein.
Goldene Stunde
Wenn die Sonne auf- oder untergeht ist goldene Stunde. Offensichtlich werden die Farben intensiver und rötlicher als zur Mittagszeit. Durch den schrägen Lichteinfall werden aber auch die Lokalkontraste größer, was die Bilder interessanter macht.
Lichtstrahlen
Unter besonderen Bedingungen kannst du Lichtstrahlen einfangen. Partikel in der Luft wie Staub und Wasser werden zwar permanent von der Sonne angeleuchtet, sichtbar werden dieser in Form von Lichtstrahlen aber erst, wenn sie sich vor einem dunklen Hintergrund befinden.
Bedeckter Himmel
Normalerweise ist bedeckter Himmel kein Grund zur Freude, wenn man nach draußen schaut. Aber er eignet sich ideal für alles, wo keine harten Kontraste notwendig sind, da sich das Licht ausgewogen auf alles verteilt.
Die Farben kannst du im Nachhinein auch noch sättigen. Wenn du die Lichter etwas ins Gelb ziehst kannst du es sogar freundlicher aussehen lassen, als es zu dem Zeitpunkt war.
Eine Möglichkeit ist auch sich in Schwarz-Weiß Fotografie zu versuchen. Ein homogen bedeckter Himmel ist dann ideal als Hintergrund! Das Spiel mit Formen, Mustern und Reihung bietet sich hier gut an.
Gegenlicht
Viele trauen sich nicht gegen die Sonne zu fotografieren. Besonders auffällig das bei Porträts. Wenn man vor einer Sehenswürdigkeit steht, kann man immer wieder dieselbe Geschichte sehen, es spielt sich ungefähr so ab:
Ein Mann will ein Foto seiner Frau machen, also schaut er kurz, wo die Sonne steht. Dann positioniert er sich mit den Rücken zur Sonne, seine Frau ist also im vermeintlich „besten Licht“.
Er: Guck mal freundlich!
Sie: Okay.
Er: Nicht die Augen zukneifen!
Sie: Ich versuchs ja!
Er: Was schaust du so grantig?! So wird das nie was.
Sie: Ich schaue gerade in einen STERN, es ist verdammt hell!!!
Durch das Überbelichten mit der Kamera hell genug, dafür brennt der Hintergrund etwas aus. Beim Unterbelichten kannst du den Hintergrund so weit runterziehen, dass er gut zu sehen ist. Alles im Vordergrund wird dunkel. Ideal für simple Motive durch Silhouetten. Beides steuerst du bei der Kamera mit der Belichtungskorrektur.
Schlechtes Licht
Mittagssonne
Das Licht der Mittagssonne macht richtig harte Schatten. Bei solchen Licht zu fotografieren ist selten eine gute Idee – und doch machen es die meisten. Vermutlich, weil sie um diese Zeit unterwegs sind und etwas festhalten möchten, aber wenig darüber nachdenken. Regelmäßig strömen dann die Leute mit ihren flauen Bildern in Fotoforen und fragen, warum ihre Bilder so langweilig aussehen. Du weißt es jetzt besser!
Natürlich kannst du flaue Bilder ein bisschen mit der Tonwertkorrektur ziehen, aber immer auf Kosten der Bildqualität. Und interessanter wird die Bildstimmung dadurch nicht wirklich.
Solltest du übrigens einmal bei interessanten Licht fotografiert haben und die Bilder sehen trotzdem richtig flau aus, dann kann das vielleicht auch technische Ursachen haben. Mehr dazu habe ich im Artikel Bildstörungen geschrieben.
Falsche Lichtrichtung
Wenn ein Objekt frontal beleuchtet wird, dann gibt es wenig bis gar keine Schatten. Strukturen lassen sich aber nur durch den Kontrast von Licht und Schatten hervorheben.
Was du dagegen tun kannst?
Auf besseres Licht warten
Die Kamera wegpacken und die Szenerie einfach so genießen. Der Begriff Fotografie kommt schließlich aus dem Altgriechischen und heißt übersetzt „Malen mit Licht“! :)